Direkt zum Inhalt

Wie Crowdfunding das Gemeinwohl fördern kann ...

Sonntag, 4. Dezember 2016

Wie Crowdfunding das Gemeinwohl fördern kann ...

Gedanken zum Gemeinwohl – ein Beitrag aus dem Arbeitskreis Bankplanung

 

Crowdfunding fördert das Gemeinwohl – wenn in Projekte investiert wird, die gesellschaftlich wirksam sind. Gerade für innovative Start-Ups mit Social-Business-Charakter gibt es bei den Banken mit ihren immer enger werdenden Richtlinien keine Finanzierungsmöglichkeit. Hier kann Crowdfunding zum Einsatz kommen.

 

Ronald Hechenberger, Crowdfunding-Koordinator der BfG Genossenschaft für Gemeinwohl im Interview
 

Ronald, du bist seit November Crowdfunding-Koordinator der BfG.
 

Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit alternativen Finanzierungsmöglichkeiten und habe an die 100 Crowdfunding-Projekte mitfinanziert und einige begleitet. Das Thema ist nun auch in Österreich angekommen. Das Alternativfinanzierungsgesetz, das seit Anfang 2016 in Kraft ist, gibt einen guten Rahmen dafür. Crowdfunding geht aber weit darüber hinaus. Es kann auch soziale Zielsetzungen unterstützen oder den Wunsch, an innovativen Entwicklungen teilzuhaben.

 

Mit Crowdfunding kann nun jede und jeder Unterstützer/-in oder Investor/-in werden.
 

Crowdfunding ermöglicht eine Demokratisierung des Finanzsektors: Viele Menschen können auch mit kleineren Geldbeträgen viel bewirken. Auf der anderen Seite können Unternehmer/-innen Ideen realisieren, die ohne die Unterstützung der Crowd nicht umsetzbar wären. Entweder weil sie keinen Bankkredit bekommen oder weil es gemeinnützige oder zivilgesellschaftliche Initiativen sind. Wenn ein solches Projekt heute den Nerv vieler Menschen trifft, ist eine Umsetzung mittels Crowd möglich.
 

Crowdfunding bedeutet auch, mehr Verantwortung für das eigene Geld zu übernehmen.

 

Als Folge der Finanzkrise wollen viele Menschen heute wissen, was mit ihrem Geld passiert. Crowdfunding bietet dafür eine gute und transparente Möglichkeit. Ich erhalte umfassende Informationen über das von mir mitfinanzierte Projekt, trage aber auch ein Risiko. Das setzt mündige und informierte Bürger/-innen voraus.

 

Du bist bereits seit 2013 im Projekt Bank für Gemeinwohl aktiv, was ist deine Motivation, dich zu engagieren?
 

Ich finde es spannend, dass es nun in Österreich die Chance gibt, eine Alternative im Finanzbereich mitzuentwickeln und in Zukunft gemeinwohl-orientierte Projekte zu finanzieren. Bei meinem Einstieg war viel Aufbruchsstimmung spürbar, dieser Pioniergeist lebt bis heute und wächst weiter. Mir ging es immer schon darum, innovative Projekte auf den Weg zu bringen. Wir als BfG nehmen hier den Wunsch von immer mehr Menschen nach einer Geldanlage mit Sinn auf. Wir wollen zeigen, dass nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine ethische Rendite im Finanzwesen der Zukunft möglich ist.
 

Wie ist nun der Fahrplan für die BfG Crowdfunding-Plattform?

 

Seit Anfang Dezember rufen wir dazu auf, gemeinwohl-orientierte Projekte einzureichen. Meine Aufgabe wird sein, möglichst viele spannende Projekte aufzuspüren und zu begleiten. Dann erfolgt eine Gemeinwohl-Prüfung durch unsere Expert/-innen aus der BfG Genossenschaft sowie durch unsere Genossenschafts-Crowd und unseren Gemeinwohl-Beirat. Jene Projekte, die unser Gemeinwohl-Siegel erhalten, können sich dann ab Frühling 2017 auf unserer Crowdfunding-Plattform präsentieren und durch unsere Crowd finanziert werden.

Steckbrief

DI Ronald Hechenberger, MBA, 45 Jahre
Studium Nachhaltige Entwicklung an der Boku und TU Wien
Wirtschaftsstudium in den USA und Australien
Zuvor Umweltmanagement-Berater und 10 Jahre Geschäftsführer des österreichischen Forschungsinstituts für angewandte Telekommunikation
Seit 5 Jahren selbstständig als Berater für erneuerbare Energie und IT sowie Experte für nachhaltige Geldanlagen